Tag 11 – Usbekistan
Nach einer doch recht entspannten und etwas feuchtfröhlichen Nacht ging es dann auch recht zügig weiter. Unser Zeitplan ist recht eng gestrickt und wir müssen spätestens den kommenden Montag schon auf dem Pamir Highway unsere Reifenspuren hinterlassen.
Trotzdem nutzten wir die Möglichkeit uns etwas mit den Einheimischen zu unterhalten und unsere Präsente zu verteilen.
Wir sind wirklich begeistert über die Offenheit und Freundlichkeit der Usbeken. So wurde uns kurzerhand in einem kleinen Einkaufsladen das eigene Brot als Geschenk mitgegeben, da sie keins im Verkauf hatten und sogar das Geld zurückgegeben, welches zuviel bezahlt worden ist. Ganz nebenbei durften wir auch den lokalen Hochzeitssaal bewundern. Dabei erzählte man uns, dass dies ein kleiner Saal ist, der nur Platz für 500 bis 700 Personen hat. Wir wollen gar nicht wissen, wie viele Gäste man benötigt, um den großen Saal zu befüllen.
Nach unserer kleinen Einkaufstour ging es für uns weiter Richtung Aral Sea Monument. Mittlerweile findet man hier aber kein Wasser mehr, sondern nur noch Sand und Muscheln. Die alten Schiffswracks lassen einen aber erahnen, wie es früher einmal dort ausgesehen haben muss. Und gerade deswegen lohnen sich die paar Kilometer mehr! Außerdem trifft man dort den ein oder anderen Einheimischen, der einem einen Tipp geben können, wo man in der Nähe Diesel bekommen kann. Zumindest wir hatten das Glück.
Und nachdem wir schon die ganze Zeit auf Reserve gefahren sind und unser Dschingi uns durch das Leuchten der Motorkontrollleuchte zeigte, dass er überhaupt nicht erfreut darüber ist, war uns klar, wir müssen endlich mal tanken. Trotz unserer vollen Kanister wollten wir unser Glück bei dem örtlichen Dieseldealer versuchen. Vor uns liegen nämlich noch so einige Kilometer und wir wissen nicht, wo wir die nächste Möglichkeit haben, Diesel zu tanken. Also fuhren wir zu einem Cafe, wo es Diesel geben sollte. Ähm, ja, ein Cafe, welches Sprit verkauft. Wir haben uns zwar auch etwas gewundert, aber wir wollten es zumindest versuchen. An dem Cafe angekommen, suchten wir den Inhaber auf. Nach einem kurzen Plausch wurden schon die wichtigsten Sachen geklärt. Menge und Preis waren für beide Parteien ok. Also folgten wir dem Herrn nach außen. Plötzlich gingen schon die Türen in der Einfahrt auf und es erschienen Männer mit einer Schubkarre voll mit Kanistern und gleich darauf wurden schon die Kanister gepackt und unser Dschingi befüllt. Ein kleines Erinnerungsfoto für alle und die wilde Fahrt ging weiter.
Ähm stop. Nicht ganz. Denn unsere Rallyefreunde die 10.000 km Wer bin ich? hatten die letzten Tage ein bisschen Reifenverschleiß. So mussten die noch in Russland neu gekauften Stahlfelgen bezogen werden. Und was für ein Glück, dass nur ein paar Meter weiter eine örtliche Werkstatt war. Dort angekommen, wurde das Anliegen unserer Mitstreiter schnell verstanden und der Meister machten sich sogleich an die Arbeit. Währenddessen sprach sich in dem kleinen Ort rum, dass wohl ein paar Touristen unterwegs sind und Geschenke verteilen. So kamen auch noch ein paar Einheimische vorbei, die sich sehr über die Präsente und gemeinsamen Fotos freuten. Aber jetzt ging die wilde Fahrt wirklich weiter.
Nun ja, das hätten wir uns so gewünscht. Und mit vollem Tank fährt es sich auch etwas schneller. Zumindest unser Vlasi Vollgas fährt so schneller, denn kaum waren wir ein paar Kilometer gefahren, wurden wir schon von der örtlichen Polizei angehalten. Nach einer kurzen Begrüßung wurde auch schon unser Vlasi gebeten, dem Polizisten zu folgen. Dort wartete schon das usbekische Blitzerfoto auf ihn. Er hatte nämlich die Geschwindigkeit um ganze 17 km überschritten. Tja, danach folgten viele Telefonate mit einer unbekannten Person, die unserem Vlasi in einem gebrochenen Englisch zu erklären versuchte, wie teuer das Ganze für uns wird. Während beim ersten Telefonat die Summe bei 180 Sum lag, wurde letztendlich 190.000 Sum (ca. 25 Dollar) daraus. Mit der Androhung, dass Vlasi das Land sonst nicht verlassen kann, bezahlten wir das Geld, auch in der Hoffnung, dass die Summe nicht weiter stieg und nach einem kleinen Fotokurs mit dem Polizisten und unseren Steffen durften wir weiterfahren. Endlich.
Dieser ungeplante Zwischenstopp kostete uns aber leider nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Also beschlossen wir uns bald einen Platz zu suchen, wo wir unser Nachtlager aufstellen könnten und es für heute gut sein zu lassen. Was die letzten Tage so wunderbar gut klappte, erwies sich diesmal als etwas schwierig. Denn kaum die Hauptstraße verlassen und in eine Seitenstraße eingebogen, folgte uns schon ein Auto. Der Autofahrer gab uns zu verstehen, dass wir kurz anhalten mögen. Nach den ersten erfolglosen Versuchen sich zu verständigen, kam kurzerhand auch schon Hilfe. Kaum eine Minute später hielt nämlich vor uns ein Auto an und vier Männer stiegen aus. Diese erklärten uns in einem perfekten Russisch, dass wir in die falsche Richtung fahren und wir wieder umdrehen müssen. Die Beschilderung sei in Usbekistan nicht so gut und sie wollen auf gar kein Fall, dass wir uns verfahren. Und nachdem wir trotz der Erklärungsversuche, dass wir nur einen Platz suchen, wo wir unser Zelt hinstellen können, immer wieder darauf hingewiesen wurden umzudrehen, gaben wir schließlich auf und fuhren wieder zurück.
Langsam dämmerte es schon. Unsere Hoffnung, das Nachtlager im Hellen aufzubauen, schwand dahin. Das Fahren im Dunklen entpuppte sich aber auch recht schnell als ziemlich gefährlich, denn auf unserer Fahrbahn kamen uns Menschen auf verschiedenen Fahrgefährten entgegen und das auch ohne Licht. Die eine Erfahrung mit der lokalen Polizei reichte uns erstmal, daher blieben wir bei dem nächstbesten Platz stehen. Kurz bei den Nachbarn vorgestellt, bauten wir schon unser Zelt auf und genossen unser Festmal aus der Tüte. Ziemlich müde und geschafft, sehnten wir uns schon nach unseren Schlafsäcken, als wir Besuch von der Dorfjugend bekamen. Diese kamen vorbei, um unsere Autos zu bestaunen und uns ein „Gute Nacht“-Lied vorzuspielen. Da es sich aber mit der Konversation als ziemlich schwierig erwies, wurde diese Begegnung recht bald beendet und wir legten uns nieder. Endlich schlafen.
Tja, und wie es schon den ganzen Tag so ging, war uns auch das nicht gegönnt. Gegen 2 Uhr nachts wurden wir durch ein lautes Knurren wach. Vor dem Auto unserer Rallyefreunde und unserem Zelt stand ein undefinierbares Wesen, welches uns „Hallo“ sagen wollte. Aber auch diesmal konnten wir leider die Sprache nicht und warteten in der Hoffnung, dass wir bald wieder in aller Ruhe schlafen konnten. Falsch gedacht. Erst nach etwas „hupen“ verschwand das Wesen und ließ uns erschrocken zurück.
Und falls ihr euch fragt, wo wir uns nun genau in Usbekistan befinden, dann schaut mal hier vorbei. Per Live Tracker könnt ihr nämlich unsere Route verfolgen und unseren aktuellen Standort erfahren.
Volkers Resümee
Spruch des Tages – „If you don’t pay, you can not leave the country.“
Highlight des Tages – Aral Sea Monument
Erkenntnis des Tages – Die Usbeken sind unglaublich nett und gastfreundlich.